Die Wolke

Im Museo Soumaya, welches ich gerne während meiner Aufhalte in Mexico City besuchte, hängt unter vielen anderen das Gemälde „La Nube“, zu Deutsch „Die Wolke“, von Gerardo Murillo besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Doktor Atl“. Murillo, der von 1875 bis 1964 lebte, war ein bedeutender mexikanischer Maler und nebenbei Hobby-Vulkanologe. Auf seinem Gemälde sieht man eine Wolkenlandschaft, über der recht prominent und dominant eine Wolke in den Himmel ragt. Ich fand es damals ziemlich frech, dieses Bild „LA Nube“ also DIE Wolke zu nennen. Wolken, auch Gewitterwolken wie die auf dem Gemälde abgebildete, sind ja in Mexiko nicht soooo selten. Nicht wenige von ihnen habe ich im Anflug auf den Flughafen Benito Juarez umkurven müssen. Aber gut, dachte ich, bis ich eines Tages – wieder auf dem Weg nach Mexiko – über dem Rheingau diese eine solitäre Wolke sah und zugeben musste: Murillo hatte recht, es gibt durchaus die eine Wolke. Da es sich bei dem hier abgebildeten Exemplar jedoch um eine deutsche Wolke handelte, die zudem noch über dem Niederwalddenkmal, der Germania, thronte, konnte der Titel dieses Gemäldes, welches durchaus als Zitat von Murillos „La Nube“ gedacht war, natürlich nur deutsch „Die Wolke“ lauten.

Auf dem Bild folgt der Blick des Betrachters der Nahe, welche bei Bingen in den Rhein fließt. An dessen gegenüberliegendem Ufer erstreckt sich der Rheingau, mit seinen berühmten Weinbergen.

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